Am 9. Januar 2023 nahm die Sternwarte am Purpurnen Berg (China) bei der automatischen Durchmusterung des Himmels ein bis dahin unbekanntes Objekt auf. Unabhängig davon wurde das Objekt am 22. Februar 2023 auf Aufnahmen des automatischen Systems ATLAS in Südafrika identifiziert.
Die Auswertung der Daten zeigte, dass es sich um einen neu entdeckten Kometen handelte. Gemäß der Namenskonvention erhielt er den Namen C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS). Die Berechnung der Bahn ergab, dass er sich der Sonne so weit nähern würde, dass seine Helligkeit ausreicht, um mit bloßem Auge sichtbar zu werden.
Den sonnennächsten Punkt seiner Bahn, das Perihel, durchlief der Komet am 27. September 2024. In diesem Zeitraum konnte er mit einem langen Schweif von der Südhalbkugel aus fotografiert werden.
Am 11. Oktober hatte sich die Position des Kometen so weit verändert, dass allererste Sichtungen von Aachen aus mit dem Fernglas gelangen. Allerdings war noch kein heller Schweif sichtbar. In der hellen Abenddämmerung erschien der Komet eher wie ein heller Planet und war nur für wenige Minuten tief über dem Horizont im Dunst sichtbar.
Mitglieder des astronomischen Arbeitskreises der Aachener Sternwarte gelangen erste fotografische Aufnahmen.
André Müller hatte sich mit seiner Kamera bei Aachen-Orsbach aufgestellt. Von dort aus konnte er einen sehr schönen Sonnenuntergang aufnehmen.
In der Dämmerung erschien der Komet schließlich unterhalb einer Wolkenbank.
Das helle Zentrum des Kometen war noch bis kurz vor seinem Untergang unter den Horizont sichtbar. Der Schweif wurde vom Dunst der irdischen Atmosphäre verschluckt.
Nach der Addition von 60 Aufnahmen und Verstärkung des Kontrastes werden die Koma (eine Hülle aus Gas und Staub, die den Kometenkern umgibt) und der Ansatz des Schweifes sichtbar.
Mark Drewe hatte sich ebenfalls in Aachen-Orsbach mit einer Kamera positioniert. Den Kometen entdeckte er allerdings erst nach der Bearbeitung seiner Fotos.
Am 12. Oktober zog ein Regenband über Westdeutschland hinweg, so dass der Komet verborgen blieb.
Der 13. Oktober war stark bewölkt, abends traten jedoch ganz vereinzelt Wolkenlücken auf. So zeigte sich der Komet für etwa 15 Minuten über dem Bergischen Land. Die hier gezeigte Aufnahme entstand gegen 19.50 Uhr von Overath aus. Die Wolkenlücke tauchte so überraschend auf, das noch kein Fotostativ aufgebaut war. Das Foto wurde daher mit kurzer Belichtungszeit "aus der Hand" geschossen.
Nachdem das Fotostativ aufgebaut war, konnten längere Belichtungszeiten gewählt werden. Dadurch wird der Schweif besser sichtbar.
Im Fernglas und Spektiv (ein Teleskop mit geringer Vergrößerung) waren die Koma so wie ein relativ breiter Schweif gut sichtbar. Der Schweif konnte mit dem Fernglas etwa 5 Grad weit verfolgt werden.
Am 14. Oktober war der Himmel über Aachen wieder bedeckt. Mehr Glück hatten Astronomen, die Urlaub an der Nordsee machten.
Thorsten Brands gelang diese wunderschöne Aufnahme bei Brouwershafen in der holländischen Provinz Zeeland. Der Komet spiegelt sich im Wasser des Kanals.
Der Komet samt Schweif war bereits mit bloßem Auge gut zu erkennen. Der sichtbare Schweif hatte eine Länge von über 10° und reichte bis über den Kugelsternhaufen M 5 (das neblige Fleckchen, links oben im Bild).
Am 14.10.2024 nahm Günther Dick den Kometen ebenfalls von der Nordseeküste aus auf. Er verwendete ein Teleobjektiv mit 200 mm Brennweite. Insgesamt 60 Aufnahmen fügte er zu einem Komposit zusammen.
Auf dem so entstandenen Bild ist der sogenannte Gegenschweif gut zu erkennen. Dies ist kein eigenständiger Schweif, der vom Kometen weg strömt. Wir sehen vielmehr das reflektierte Licht größerer Staubpartikel, die der Komet auf seiner Bahn zurückgelassen hat.
Am 15. Oktober herrschten wieder sehr schlechte Wetterverhältnisse, so dass eine Beobachtung unmöglich war.
Der 16. Oktober war stark bewölkt. Gegen Abend tat sich jedoch über dem Westen Deutschlands genau zur richtigen Zeit eine Wolkenlücke auf.
Der Komet trat nach Sonnenuntergang aus der Dämmerung hervor. Er war mit bloßem Auge sichtbar, jedoch nicht so auffällig, dass er direkt ins Auge sprang. Im Fernglas war er gut zu sehen. Im Laufe des Abends stieg der fast volle Mond höher über den östlichen Horizont. Sein helles Licht beeinträchtigte die Beobachtung des Kometen, der dann nur noch im Fernglas sichtbar war.
Zur Fotografie des Kometen ist keine teure Kameraausrüstung erforderlich. Bereits mit einem Handy sind sehr ansprechende Aufnahmen möglich.
Günther Bendt nahm den Kometen von Aachen-Orsbach auf. 13 Aufnahmen vereinigte er zu einem Komposit. Durch Komposits kann das Rauschen der Kamera vermindert und der Kontrast gesteigert werden.
Günther Dick hatte sich am Haarener Kreuz aufgestellt. Ihm gelang diese stimmungsvolle Aufnahme des Kometen über dem Aachener Tivoli.
Kurt Schaefer hatte sich mit seiner Kamera in der Nähe von Raeren, Belgien, am Feldrand postiert.
Nachdem eine Wolkenbank abgezogen war, erschien der Komet in der Dämmerung.
70 Einzelaufnahmen wurden aufaddiert (gestackt). Auf dem Komposit wird der Gegenschweif sichtbar. Allerdings ist der Hintergrund durch helles Mondlicht deutlich aufgehellt.
Gegen 20.30 Uhr war der Mond so hoch gestiegen, dass sein helles Licht keine weitere Aufnahmen des Kometen zuließ.
Thilo Mies machte am gleichen Abend vom belgischen Gemmenich aus insgesamt 1350 Aufnahmen, die er zu einem Zeitraffervideo verarbeitete. Da sich die Beleuchtungsverhältnisse laufend veränderten, mussten die Belichtungszeiten ständig angepasst werden. Sie reichten von 1/8000 bis 1,5 Sekunden.
Nach zwei Tagen Schlechtwetter klarte der Himmel am 19. Oktober abends - pünktlich zum Tag der Astronomie - wieder auf. Die zahlreichen Besucher, die die Sternwarte an diesem Tag besuchten, konnten den Kometen mit den dortigen Teleskopen beobachten.
Frank Schaefer nahm den Kometen mit dem automatischen Teleskop ZWO Seestar 50 auf. Das Teleskop richtet sich selbständig auf Himmelsobjekte aus und summiert kurz belichtete Aufnahmen zu einem Summenbild. Das hier gezeigte Bild entspricht in etwa dem Anblick, der sich den Besuchern der Sternwarte im Teleskop bot.
Von seinem Garten aus machte Frank Schaefer Aufnahmen mit einem Weitwinkelobjektiv.
Günther Bendt hatte sich wieder in Aachen-Orsbach aufgestellt. Allerdings zogen immer wieder Wolken vor dem Kometen vorbei. 24 Fotos, auf dem keine wolken zu sehen waren, verarbeitete er zu einem Komposit.
Kurt Schaefer nahm den Kometen in der Nähe von Raeren auf. Hier war der Blick nicht durch Wolken beeinträchtigt. 115 Aufnahmen wurden gestackt (mittels spezieller Software übereinander gelegt). Dabei wurden die Aufnahmen auf den Kometen zentriert. Da sich der Komet während der Aufnahmen deutlich vor den Sternen bewegt hatte, sind die Sterne im Hintergrund zu Strichspuren verzogen. Der Gegenschweif ist noch erkennbar, war aber schwächer, als in den Tagen zuvor.
Auch am 23. Oktober war der Himmel zeitweise klar. Frank Schaefer fing den Kometen mit seinem vollautomatischen Teleskop mit 250 mm Brennweite ein.
Mark Drewe fotografierte mit 460 mm Brennweite. 532 Aufnahmen wurden gestackt und auf den Kometen ausgerichtet. Im Schweif sind Strukturen sichtbar.
Kurt Schaefer war am gleichen Abend in der Aachener Sternwarte und fotografierte durch ein Teleskop mit 1000 mm Brennweite. 13 Aufnahmen wurden verwendet.
Tsuchinshan-Atlas gibt im November seine Abschiedsvorstellung. Er entfernt sich weiter von der Sonne und seine Helligkeit nimmt ab. Im Fernglas oder Teleskop dürfte er noch zu sehen sein.
Die Karte zeigt den Herbsthimmel nach Sonnenuntergang in Richtung des Kometen. Der Komet wandert vom Sternbild Schlangenträger in die Schlange.
Karte mit den Positionen des Kometen im November. Zur Orientierung können die helleren Sterne Altair (im Adler) und Rasalhague (im Schlangenträger) dienen.