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Exkursion zum Observatorium Lüttich

Im Februar 2014 führte der Arbeitskreis der Aachener Sternwarte eine Exkursion zum historischen Observatorium (Observatoire de Cointe) nach Lüttich durch.

Das Observatorium wurde 1882 am Ortsrand von Lüttich, im heutigen Stadtteil Cointe, errichtet. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte waren die Positionsbestimmung von Sternen, die Messung des irdischen Magnetfeldes und die Spektroskopie. 2002 gab die Universität Lüttich das Observatorium auf und überließ es sich selbst, so dass der Gebäudekomplex teilweise verfiel. Das Gelände macht zunächst einen etwas "verwunschenen" Eindruck.

Seit 2008 nutzt die Société Astronomique de Liege (SAL) - die größte astronomische Vereinigung Belgiens -  das Gelände. Die Société hat einige Instrumente wieder hergestellt und versucht, das Observatorium vor dem weiteren Verfall zu bewahren. Darüber hinaus führt die Société Himmelsbeobachtungen, Führungen für Besucher und andere Veranstaltungen durch.

Im sogenannten Meridiansaal befindet sich ein Meridianteleskop. Das Instrument war genau in Nord-Südrichtung ausgerichtet und diente der Positionsbestimmung von Sternen. Mitglieder der Société Astronomique erklärten den Besuchern aus Aachen detaiiliert die Funktions- und Arbeitsweise des Teleskops. 

Das Teleskop wurde bis in die 60er Jahre genutzt und dann demontiert. Mitglieder der Société Astronomique renovierten den verfallenen Meridiansaal vor einigen Jahren und bauten das Gerät in mühevoller Kleinarbeit wieder auf.

Im nördlichen Turm befinden sich seit 1957 eine sogenannte Schmidtkamera (Désiré) mit einem 60 cm großen Hauptspiegel und ein Refraktor (Celestine) mit 15 cm Öffnung und 2,40 m Brennweite. Ein ursprünglich im Turm aufgestellter Refraktor war während des Zweiten Weltkrieges von der deutschen Besatzungsmacht demontiert und abtransportiert worden. Sein Verbleib ist bis heute ungeklärt.

Aufgrund der Licht- und Luftverschmutzung über Lüttich konnte die Schmidtkamera jedoch nie zu Forschungszwecken eingesetzt werden. Der Refraktor wird heute bei Führungen zur Himmelsbeobachtung verwendet.

Die hochinteressante Exkursion unter der Leitung von Benoit Lempereur und Eric Gosset von der SAL dauerte mehr als zwei Stunden, wobei nur ein kleiner Teil des großen Gebäudekomplexes besichtigt werden konnte. Zum Abschluss versammelten sich die Mitglieder des Arbeitskreises zum Gruppenbild.

Ein Besuch des Observatoriums ist sehr zu empfehlen. Zweimal jährlich findet ein "Tag der offenen Tür" statt. Mehr Informationen (in französischer Sprache) findet man auf der Homepage der SAL.

 

(Fotos: André Müller, Hans-Peter Bartz-Kracht, Kurt Schaefer)