Venustransit 2012 - ene Expedition nach Hawaii
Am 5. bzw. 6. Juni 2012 konnte das besonders seltene Ereignis eines Durchgangs des Planeten Venus vor der Sonnenscheibe beobachtet werden. Der letzte Venustransit im Jahr 2004 war von Deutschland aus gut zu beobachten. Die Sonne stand hoch am Himmel und das Wetter spielte mit.
Für 2012 waren die Prognosen weniger günstig: Während der ersten Hälfte des Transits würde die Sonne noch unter dem Horizont sein. Nur der letzte Teil des Transits wäre vor einer tief stehenden Sonne zu sehen, wobei die Wetterbedingungen für Anfang Juni unsicher waren. Somit kam die Überlegung nach besseren Standorten auf.
Als idealer Beobachtungsort kristallisierte sich die Pazifikinsel Hawaii heraus – vom 4.100 m hohen Vulkan Mauna Kea müsste der Transit in voller Länge über den Wolken zu sehen sein. Der Leiter des astronomischen Arbeitskreises der Sternwarte, Jan Hattenbach, hatte die Idee, die Insel aufzusuchen, Tobias Häusler und der Autor – ebenfalls Arbeitskreismitglieder - schlossen sich an.
Da Hawaii vieles zu bieten hat, stand neben der Beobachtung des Transits auch eine Besichtigung der Insel auf dem Programm. Tobias arbeitete eine detaillierte Rundreise aus, die alle Naturschönheiten einschloss.
Nach und nach trafen die Teilnehmer dann Anfang Juni auf dem Big Island ein.
Am 5. Juni war es dann soweit – der große Tag des Transits. Aufgrund der Zeitverschiebung von zwölf Stunden war in Deutschland bereits der 6. Juni angebrochen.
Die Nacht hatten wir auf einem idyllischen Zeltplatz am Strand verbracht. Frühmorgens wurden die Zelte gepackt, der Leihwagen beladen und es ging Richtung „Saddle Road“
Von der Saddle Road geht eine zunächst gut ausgebaute Straße zum Mauna Kea ab. Wir erreichten voller Vorfreude das in 2.300 m Höhe befindliche, gut ausgestattete astronomische Besucherzentrum.
Doch hier folgte erst einmal Ernüchterung: Wir waren nicht die Einzigen, die hier oben waren. Aufgrund des zu erwartenden hohen Besucherandrangs durfte man nur mit spezieller Erlaubnis weiter auf den Gipfel fahren. Für die übrigen Besucher war immerhin ein Shuttleservice organisiert worden. Wir hatten einiges an Ausrüstung und Verpflegung dabei und hatten fest damit gerechnet, uns in der eisigen Höhe zwischendurch im Auto aufwärmen zu können. Die Aussicht, mit Minimalgepäck stundenlang dort oben auszuharren, war wenig verlockend.
Tobias, der sich im Vorfeld intensiv mit der Geografie der Insel beschäftigte, hatte eine hervorragende Idee: Auf dem gegenüber liegenden Mauna Loa befindet sich auf 3.500 m Höhe eine Wetterstation. Wir würden die Teleskope dort aufbauen.
Nach äußerst kurvenreicher Fahrt durch eine bizarre Lavalandschaft kamen wir rechtzeitig dort an. Auch hier waren wir nicht die Einzigen. Ein paar Amateure aus den USA sowie ein Profi aus Frankreich hatten schon ihre Teleskope aufgebaut. Allerdings war hier alles viel relaxter und wir suchten uns einen windgeschützten Platz. Die ungewohnte Höhe machte sich bemerkbar, zumal wir in kurzer Zeit von Meereshöhe hier hoch gefahren waren. Ich musste jedenfalls nach einigen Schritten ordentlich schnaufen.
Jan und Tobias bauten die Teleskope auf. Dann mussten wir nur noch warten...
Zum vorher gesagten Zeitpunkt war es dann soweit. Am Rand der Sonne erschien das Scheibchen der Venus. Zwischen dem 1. Kontakt (die Venus „berührt“ die Sonnenscheibe) und dem 2. Kontakt (die Venus löst sich vom Sonnenrand) konnten wir eindeutig den Lomonossow-Effekt beobachten. Dabei sieht man einen hellen, sehr schmalen Ring um das schwarze Scheibchen der Venus – das Sonnenlicht wird von der Atmosphäre der Venus gebrochen.
Aufgrund des von der Sonne aufgeheizten schwarzen Vulkangesteins war die Luft unruhig und das Seeing an unserem Standort nur mäßig. Ein deutlicher Tropfeneffekt (das Venusscheibchen erscheint zum Sonnenrand hin verformt) war sichtbar, was die genauen Zeitmessungen erschwerte.
In den nächsten Stunden wanderte die Venus – genau wie vorhergesagt – vor der Sonne vorbei. Es war ausreichend Zeit, um Fotos zu machen und Gespräche mit den anderen Astronomen zu führen. Schließlich kam sogar das Hawaiianische Fernsehen vorbei und interviewte die Exoten aus Germany.
Nachmittags türmten sich riesige Wolken vor uns auf – kurz bevor sie die Sonne erreichten, lösten sie sich jedoch immer wieder auf, so dass wir den gesamten Transit ungestört verfolgen konnten.
Nach ca. 6 Stunden erfolgten schließlich der 3. und 4. Kontakt. Das Seeing hatte sich im Laufe des Tages verschlechtert, der Lomonossow-Effekt war nicht mehr sichtbar, dafür aber ein sehr ausgedehnter Tropfeneffekt.
Kurz nach Ende des Transits ging die Sonne dann sehr malerisch unter – sozusagen als krönender Abschluss.
Durchgefroren aber hochzufrieden stiegen wir ins Auto und wandten uns wieder den tropischen Gefilden zu.
Neben der Beobachtung des Transits hatten wir die Gelegenheit, die landschaftliche Vielfalt des Big Islands kennen zu lernen.
Am nächsten Tag fuhren wir wieder auf den Mauna Kea. Auf der kurvenreichen Schotterstrecke zum Gipfel platzte eine Chipstüte mit lautem Knall – eindeutiges Zeichen, dass der Luftdruck deutlich abnahm. Der Trubel des Vortags war vorüber und wir konnten uns die höchst gelegenen Observatorien der Welt in Ruhe ansehen. Abends wurden am Besucherzentrum etliche Teleskope aufgestellt und wir konnten die Wunder des Südhimmels, wie den Kugelsternhaufen Omega Centauri oder den Eta Carina Nebel, ausgiebig beobachten.
Weitere Highlights waren ein Besuch des Volcano Nationalparks, ein Helikopterflug mit Blick in eine Vulkanschlund sowie ein zweitägiger Dschungeltrip ins Waimanu-Valley
Wir konnten übrigens feststellen, dass es doch Bier auf Hawaii gibt (u.a Leffe aus Belgien aber auch wohlschmeckendes Gebräu, das auf der Insel hergestellt wird).
Aloha...