Im August ist der Meteorstrom der Perseiden aktiv. Die "Sternschuppen", die wir sehen, sind kleine Partikel, die der periodische Komet 109P/Swift-Tuttle bei seinem Lauf um die Sonne verloren hat. Einmal im Jahr kreuzt unsere Erde die Bahn des Kometen und die Partikel stoßen mit hoher Geschwindigkeit mit der Erdatmosphäre zusammen. Die meist nur stecknadelgroßen Teilchen verglühen dabei vollständig und werden als Meteore sichtbar.
Für uns Beobachter sieht es so aus, als kämen die Meteore aus der Richtung des Sternbildes Perseus, daher kommt der Name Perseiden (sprich: Perse-iden).
Das Ereignis wird jedes Jahr von den Medien aufgegriffen, wobei oft sehr unrealistische Bilder gezeigt werden, die mitunter falsche Erwartungen wecken.
2024 herrschten günstige Bedingungen für die Beobachtung. Um die Zeit des erwarteten Maximums am 12. August war das Wetter zumindest so gut vorhergesagt, dass eine Beobachtung möglich sein sollte. Zudem ging der Mond gegen Mitternacht unter und störte nicht mit seinem hellen Licht.
Mitglieder des Arbeitskreises der Aachener Sternwarte führten von verschiedenen Orten aus Beobachtungen und Zählungen durch oder fotografierten den Himmel systematisch.
In der Nacht vom 11. auf den 12. August konnte André Müller von Aachen aus zwischen 23.00 Uhr und Mitternacht 10 Meteore sehen.
Roger Leifert hatte sich ab Mitternacht in Aachen-Orsbach postiert. Der Himmel war zwar über dem Horizont sehr dunstig und Schleierwolken zogen durch, es gab jedoch immer freie Himmelsbereiche zur visuellen Beobachtung. Innerhalb von 2 Stunden (von 00:40 Uhr bis 02:40 Uhr) konnte er mit bloßem Auge 40 Meteore wahrnehmen. In der folgenden halben Stunde tauchten dann nur noch 3 Meteore auf. Offensichtlich trat am 12. August gegen 2.00 Uhr morgens ein erstes Maximum auf.
Günther Bendt beobachtete und fotografierte vom oberbayrischen Eichstätt an der Altmühl aus. Dort war die Nacht mild, zeitweise zogen Schleierwolken und schüttere Wolkenfelder durch. Die Milchstraße war freiäugig sichtbar. Visuell nahm er 5 bis 10 Meteore pro Stunde wahr. Einige Perseiden waren sehr hell, zerplatzten im kurzen Flug und hinterließen eine matt schimmernde Spur, die innerhalb von 30 Sekunden verblasste. Auf den insgesamt 677 Aufnahmen konnte er 4 Perseiden und einen weiteren Meteor identifizieren.
Thilo Mies betreibt an seinem Heimatort Hombourg (Belgien) ein selbst gebautes Meteor-Überwachungssystem mit einer hochempfindlichen Kamera. Seine Daten gibt er an das internationale Global Meteor Network weiter. In der Nacht vom 11. auf den 12. August nahm seine Kamera 288 Meteore auf. Das entstandene Summenbild enthält noch einige Leuchtspuren von Flugzeugen („blinkende“ oder unterbrochene Linien), die jedoch leicht von den natürlich Leuchtspuren der Meteore unterschieden werden können.
In der Nacht vom 12. auf den 13. August waren die Sichtbedingungen besser, da keine Bewölkung mehr durchzog. Allerdings war die Nacht extrem warm und die Luft sehr feucht, wodurch die Sicht über dem Horizont getrübt war.
Kurt Schaefer baute in der Nähe von Raeren (Belgien) seine Kamera auf einem Feld auf, die mit einem Weitwinkelobjektiv bestückt war. Visuell (mit bloßem Auge) nahm er zwischen 22.30 Uhr bis 01:30 Uhr rund 30 Meteore wahr. 19 wurden mit der Kamera aufgenommen – die übrigen flogen außerhalb des Gesichtsfeldes der Kamera vorbei. Gegen Mitternacht tauchten in Richtung Nordosten Polarlichter über dem Horizont auf. Diese waren mit bloßem Auge nicht wahrzunehmen, sondern wurden erst bei der Durchsicht der insgesamt 750 Fotos entdeckt.
Frank Schaefer beobachtete mit Freunden von Overath (Bergisches Land) aus. Bis Mitternacht wurden 15 Meteore pro Stunde gezählt. Das Polarlicht konnte er visuell wahrnehmen. Zuerst kurz als pulsierende Streifen bis zum Zenit, dann für etwa 5 Minuten als grüne senkrechte Streifen über dem nördlichen Horizont und schließlich als rötlicher Schimmer.
Durch das allerletzte Foto, das er in dieser Nacht schoss, flog dann noch zufällig ein Meteor.
Günther Bendt machte in dieser Nacht von Oberbayern aus insgesamt 837 Aufnahmen. Dabei erwischete er 6 Perseiden und eine weitere sehr steile Sternschnuppe, die kein Perseid war. Auf allen Aufnahmen war im Nordwesten ein sehr mattes rotes Polarlicht wahrnehmbar.
Auf den lang belichteten Aufnahmen, die in den beiden Nächten entstanden, sind neben den Perseiden, auch viele Leuchtspuren zu erkennen, die eine andere Ursache haben. In den meisten Fällen handelt es sich um Flugzeuge (leicht erkennbar an blinkenden Positionslichtern) und Satelliten, die sich viel langsamer als Meteore bewegen und daher auf mehreren nacheinander gemachten Fotos ihre Spur über den Himmel ziehen. Des weiteren wurden auch Meteore aufgenommen, die ganz offensichtlich keine Perseiden sind und einen anderen Ursprungskörper haben müssen, da sie aus ganz anderen Richtungen in die Erdatmosphäre eindrangen.
Ein ganz besonderes Bild hat André Müller von Aachen aus gemacht. Sämtliche Fotos, die seine Spiegelreflexkamera in der Nacht aufnahm hat er mit einer speziellen Software addiert.
Unsere Erde dreht sich um die eigene Achse. Die Verlängerung der Achse zeigt nach Norden in Richtung des sogenannten Polarsterns. Im Laufe der Nacht drehen sich die Sterne um den Polarstern herum.
Auf dem Summenbild ist dies sehr gut zu erkennen. Alle Sterne haben Strichspuren hinterlassen, die kreisförmig um einen Mittelpunkt laufen. Ganz in der Nähe diese Himmelsnordpols sehen wir den Polarstern.
Auch auf dieser Aufnahme sind zahlreiche Spuren von Flugzeugen zu erkennen - aber auch einige Meteore.
Eine sehr interessante Leuchtspur trat am 13. August um 01:52 auf. Thilo Mies, Thomas Hebbeker und André Müller nahmen diese auf. Das Objekt blitze kurz auf und zog eine Spur, die dunkler und dann wieder heller wurde.
André Müller konnte sie als eine russische Raketenstufe identifizieren. Die Kosmos-Trägerrakete wurde 1996 gestartet. Die ausgebrannte Stufe kreist seither in rund 1000 km Höhe um die Erde. Auf ihrem Flug taumelt die Stufe um ihre Rotationsachsen und reflektiert je nach Lage das Sonnenlicht unterschiedlich stark.
Fazit: Die Perseidensaison 2024 war - anders als in den Vorjahren - sehr ergiebig. Das Wetter spielte größtenteils mit und kein heller Mond beeinträchtigte die Beobachtung. Das gleichzeitige Auftreten von Polarlichtern und Perseiden dürfte ein besonders seltenes Zusammentreffen sein.